DFG-Kolleg-Forschungsgruppe "Zukünfte der Nachhaltigkeit"
Beschreibung:
Wie wir uns ernähren, ist in westlichen Gesellschaften durch zwei wesentliche Trends gekennzeichnet: Beschleunigung zum Einen und Flexibilisierung zum Anderen. Das heißt, es wird vermehrt unterwegs und auswärts gegessen bzw. getrunken und es gibt weniger feste Uhrzeiten für das Zubereiten und den Verzehr häuslicher Mahlzeiten. Die Folge: es fällt viel Verpackungsmüll an. Im Zuge der Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie ist der Verpackungskonsum aufgrund von vermehrtem To-Go-Konsum weiter angestiegen. Dieser Beitrag gibt die zentralen Ergebnisse einer qualitativen Studie wieder, die während des ersten Lockdowns im Mai/Juni 2020 mit 26 Berliner Haushalten durchgeführt wurde. Die Forschungsfragen lauteten: Wie hat sich das Ernährungsverhalten im Zuge der Corona-Pandemie in Bezug auf zeitliche Aspekte (Rhythmus, Abfolge) verändert? Und welche Schlüsse lassen sich daraus für nachhaltigen Konsum, insbesondere für Müllvermeidung, ableiten? Die Auswertung der Tagebücher und Interviews zeigt, dass sich die (temporäre) Auflösung der kollektiven zeitlichen Ordnung im Zuge der Corona-Pandemie auf die Zeitlichkeit von Ernährungspraktiken ambivalent ausgewirkt hat. Je nach Perspektive kann sowohl von einer Flexibilisierung als auch von einer Re-Strukturierung der Ernährung gesprochen werden. Hieraus ergeben sich Chancen, aber auch Risiken für einen nachhaltigen Konsum, die im Ausblick angerissen werden.