Die Sehnsucht nach Frieden im Nahen Osten: Einstellungen zum Gaza-Krieg und die Bewertung von Friedensvorschlägen. UHH MOTRA Spotlight No. 16. Hamburg: Universität Hamburg.

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Autor/in:
Verlag/Körperschaft:
Universität Hamburg
Erscheinungsjahr:
2025
Medientyp:
Text
Schlagworte:
  • Israelkritik
  • Israelbezogener Antisemitismus
  • Gaza Krieg
  • MOTRA
  • MiDInt
  • Antisemitismus
  • Polarisierung
  • Friedensvorschlag
  • Naher Osten
  • Palästina
  • Israel
  • Surveyexperiment
  • Repräsentativer Survey
Beschreibung:
  • Der seit dem 7. Oktober 2023 massiv eskalierte Gaza-Krieg ´hat deutliche Ausstrah­lungswirkungen nach Deutschland hinein. So finden sich seitdem Anstiege sowohl des Antisemitis­mus als auch der Muslimfeindlichkeit. Weiter kommt es zu Kontroversen über die Bewertung der politischen und militärischen Aktivitäten der Hamas und Israels. Es werden Ergebnisse der Studie Menschen in Deutschland: International (MiDInt) vor­gestellt. Innerhalt derer fand im April 2025 eine repräsentative Online-Befragung von 2.436 Perso­nen statt, in der auch Meinungen zu Entwicklungen im Nahen Osten Thema waren. Die Mehrheit der Befragten (76,1%) verurteilt die militäri­schen Handlungen sowohl der israelischen Regierung als auch der Hamas. Einseitige Parteinahmen sind eher selten. 

    Israelkritik im Sinne einer kritischen Haltung zur Politik des Staates Israel ist unter der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland weit verbreitet (71,4%). Sie geht aber überwiegend nicht mit antisemitischen Einstellungen einher. Nur ein Fünftel der Israelkritischen Menschen in Deutschland zeigt gleichzeitig auch antisemitische Tendenzen. 

    Insgesamt äußern 27% der Befragten tradierte und/oder israelbezo­gene antisemitische Ansichten – häufig in Kombination miteinander. Insofern ist Antisemitismus in seinen verschiedenen Formen ein gesellschaftlich hoch relevantes Phänomen

    Rund 85% der Befragten befürworten einen umfassenden Friedensvor­schlag für den Nahen Osten – unabhängig davon, ob dieser von Israel, der Hamas oder den Verein­ten Nationen stammt. Diese Friedensbereitschaft umfasst vor allem die wechselseitige staatliche Anerkennung, einen Waffenstillstand, die Freilassung von Geiseln und die unbehinderte Durchführung von Hilfsmaßnahmen für die Bevölkerung im Kriesgebiet.

    Die Ergebnisse widersprechen insgesamt häufig geäußerten Vermutungen mit Blick auf eine  in diesen Fragen stark polarisierten Ge­sellschaft. Sie zeigen vielmehr eine differenzierte Haltung bei der überwiegenden Mehrheit, die in hohem Maße legitime Kritik an der Politik und den Maßnahmen der beiden Konfliktparteien äußern ohne antisemitischen Feindbilder zu vertreten. Gleichwohl ist das Ausmaß des Antisemitismus mit knapp 27% auch in seiner Größenordnung ein hoch relevantes Problem.

    Es bleibt abzuwarten, inwiefern die Entwicklungen im Nahen Osten in nächster Zeit in eine Richtung gehen, die dazu beitragen, diesen Konflikt nachhaltig zu lösen und dessen Folgen zu bewältigen. Insoweit ist auch zu fragen, wie sich dies auf die Bevölkerung in Deutschland und deren Einstellungen in den Bereichen Antisemitismus und Muslimfeindlichkeit auswirkt. 

  • Title: The longing for peace in the Middle East among people in Germany: Attitudes toward the Gaza War and subjective assessments of peace proposals Executive summary The Gaza war, which escalated after October 7, 2023, has triggered intense political and social de¬bates worldwide, including Germany. Since then, increases in both antisemitism and anti-Muslim hostility have been observed. Moreover, discussions have intensified regarding the political and military actions of Hamas and Israel. This Spotlight presents findings from the People in Germany: International (MiDInt) study. In April 2025, a representative online survey of 2,436 respondents was conducted, which included questions on the situation in the Middle East. A clear majority of people in Germany condemns the military actions of both the Israeli government and Hamas (76,1%). One-sided allegiances are rare. Critical attitudes toward Israeli policies are widespread (71%) but are generally not linked to antisemitic beliefs. Only less than one third of those critical of Israel simultaneously show antisemitic attitudes. Overall, 27% of respondents express traditional and/or Israel-re¬lated antisemitic views – often in combination. Antisemitism in its various forms thus remains a highly relevant social phenomenon. Around 85% of respondents support a comprehensive peace proposal for the Middle East – regardless of whether it originates from Israel, Hamas, or the United Nations. The peace proposal includes mutual recognition of a palestinian and a jewisch state (Israel). The results contradict the assumption of a strongly polarized society on these issues. They point to a nuanced public stance that allows legitimate criticism of both conflict parties without reproducing antisemitic hostility.
Beziehungen:
DOI 10.25592/uhhfdm.18039
Lizenzen:
  • https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/legalcode
  • info:eu-repo/semantics/openAccess
Quellsystem:
Forschungsdatenrepositorium der UHH

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oai:fdr.uni-hamburg.de:18040