Den Ausgangspunkt des Beitrags stellt ein programmatischer Aufsatz von Vera King dar, der theoretische und methodologische Perspektiven für die Erforschung intergenerationaler Beziehungen entwirft. Im ersten Teil wird zunächst das dort entwickelte Forschungsprogramm nachgezeichnet, um daraus Fragen zu gewinnen, die im zweiten Teil in einer Fallstudie anhand von Delphine de Vigans Roman Loyalitäten untersucht werden. Der Roman thematisiert die grundlegende Ambivalenz, die den von Loyalitätserwartungen oder -versprechen geprägten inter- und intragenerationalen Beziehungen der Protagonisten zukommt. Die besondere Aufmerksamkeit der Fallstudie gilt dem Verhältnis von Transmission und Transformation, d. h. der Frage, ob und unter welchen Bedingungen es in intergenerationalen Beziehungen nicht nur zur Weitergabe von Orientierungsmustern und Handlungsdispositionen der Eltern kommt, sondern auch zur Entstehung neuer und anderer Lebensentwürfe. Als wichtige Möglichkeitsbedingungen für Transformationen werden dabei zum einen das Leiden unter den Folgen von Transmissionen und zum andern der Rückhalt und die Unterstützung durch inter- oder intragenerationale Andere herausgearbeitet.