Das politische Leitbild Nachhaltiger Entwicklung mit seiner integralen Verknüpfung von globalen ökologischen und sozialen Problemlagen und der darin liegenden Vision ihrer Lösung, stiftete für eine Soziologie der Nachhaltigkeit nicht nur den Anlass, sondern zugleich eine dezidierte normative Orientierung. Inzwischen beobachten wir allerdings eine Veralltäglichung und Pluralisierung von Nachhaltigkeit, sodass nicht mehr umstandslos die Gültigkeit einer geteilten normativen Prämisse voraussetzt werden kann. Die von K.-W. Brand ins Gespräch gebrachte Kennzeichnung einer „zweiten Welle“ soziologischer Nachhaltigkeitsforschung greifen wir auf, ohne aber die Normativität des Brundtland’schen Nachhaltigkeitsbegriffs als Prämisse zu setzen, sondern um für die schon in der „ersten Welle“ aufscheinende Reflexivität als Integrationspunkt zu argumentieren. Zur Untersuchung von Nachhaltigkeitsphänomenen stellen wir eine entsprechende Heuristik vor. Gewendet als Forschungsprogramm kann dies den Kern einer von Brand in den Raum gestellten „zweiten Welle“ der Soziologie der Nachhaltigkeit darstellen.