Ergebnisse von 124 Rotationssattelprothesen MK II Endo-Modell® in der Revisionsalloarthroplastik mit einer mittleren Verlaufszeit zwischen vier und fünf Jahren
Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky
Erscheinungsjahr:
2005
Medientyp:
Text
Schlagworte:
610 Medizin, Gesundheit
44.65 Chirurgie
Sattelprothese
Revisionsarthroplastik
ddc:610
Sattelprothese
Revisionsarthroplastik
Beschreibung:
Zwischen April 1987 und November 1993 wurden in der Endo-Klinik Hamburg einer Gruppe von 120 konsekutiv operierten Patienten 124 Sattelprothesen implantiert. In der vorliegenden Arbeit wurde diese Gruppe hinsichtlich der Standzeit der Prothese, aufgetretener Komplikationen und des klinisch-funktionellen Ergebnisses retrospektiv untersucht. Die Patienten wurden entsprechend dem bakteriellen Status in drei Gruppen eingeteilt: in sterile, septische und Patienten mit septischer Vorgeschichte aber sterilen Verhältnissen zum Zeitpunkt der Operation. Die mittlere Verlaufszeit vom Zeitpunkt der Implantation der Sattelprothese bis zur letzten Nachuntersuchung beträgt 58 Monate. Alle Patienten wurden hinsichtlich möglicher Komplikationen und radiologisch beurteilt. Patienten mit einer Verlaufszeit von weniger als 12 Monaten wurden von der funktionellen Bewertung ausgeschlossen, da früher nicht mit einem abschließenden Ergebnis gerechnet werden kann. Es fand sich eine hohe Rate an Komplikationen. In 35 Fällen (28,3%) waren prothesenunab¬hängige Komplikationen aufgetreten. Dies waren überwiegend primäre und persistierende Infekte. Prothesenabhängige Komplikationen waren bei 27 (21,8%) aller Patienten beobachtet worden. Führend waren unter diesen mit je 12 Fällen (9,7%) die progrediente Migration des Sattelaufsatzes im Knochenlager und die Luxation des Sattelaufsatzes. Technische Fehler waren in 3 Fällen zu dokumentieren (2,4%). In 86 aller 124 Fälle (69,4%) konnte der Sattel in situ belassen werden. 11 mal (8,9%) war erneut eine Pfanne mit Zement eingebracht worden, in weiteren 6 Fällen (4,8%) mit Implan¬tation eines Metallkorbes. Bei 6 Patienten (4,8%) hatte man sich für die Anlage einer Gird¬lestone-Hüfte entschieden. In 4 Fällen (3,2%) zwangen die Komplikationen zur Exartikulation des betroffenen Gelenks. In Folge einer Komplikation der erneuten Revisionsoperation verstarben 4 Patienten (3,2%). Weitere 7 Patienten (5,6%) verstarben innerhalb der ersten drei Monate postoperativ an allgemeinen operationsunabhängigen Komplikationen wie Herzinfarkt, Lungenembolie, Pneumonie und Sepsis. Von 79 der 85 funktionell evaluierten Patienten lagen aktuelle Röntgenbilder vor. Hiervon zeigten 36 Fälle (45,6%) einen Sklerosesaum im Bereich der Auflagefläche des Sattelaufsat¬zes, bei 30 Patienten (37,9%) war dieser massiv ausgeprägt. Eine kalzifizierte Pseudokapsel war in 40 Fällen (50,6%) nachweisbar. Bei zwei Fällen (2,5%) fand sich radiologisch ein Anhalt für eine grobe Schaftlockerung. 12 Prothesen (15,2%) waren progredient nach kranial migriert. Die entscheidenden Verbesserungen vom prä- zum postoperativen funktionellen Ergebnis entsprechend dem Enneking-Score, ließen sich hinsichtlich „Schmerz“ und „emotionaler Akzeptanz“ erzielen. In den übrigen Parametern waren die Veränderungen gering. Betrachtet man das funktionelle Ergebnis bezüglich der drei Patientengruppen, so fallen keine wesentlichen Unterschiede auf. Auffällig ist vor allem mit 21% die hohe Rate an Infektionen. Dies beinhaltet sowohl die primäre, als auch die persitierende Infektion. Ein wesentlicher Unterschied zwischen den sterilen Fällen und präoperativ infizierten findet sich diesbezüglich nicht. Die Ursache hierfür bleibt unklar. Als Resumé ist festzustellen, dass die Rotationssattelprothese als ein therapeutisches Konzept der ultima ratio in der Revisionsalloarthroplastik zu werten ist. Sie darf aufgrund hoher Komplikationsraten nur unter strenger Indikationsstellung implantiert werden und steht in Konkurrenz zu einer Reihe anderer therapeutischer Verfahren, wie großen Stützkörben, bis hin zum Beckenteilersatz und der Sockelpfanne.