Krankheitsbilder und -wahrnehmung afghanischer, indischer und pakistanischer Patienten in der Hausarztpraxis , Clinical pictures and perception of afghani, indian and pakistani patients in medical practice

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Autor/in:
Beteiligte Person:
  • Bussche, Hendrik van den (Prof. Dr.)
Verlag/Körperschaft:
Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky
Erscheinungsjahr:
2008
Medientyp:
Text
Schlagworte:
  • 610 Medizin, Gesundheit
  • 44.07 Medizinische Psychologie
  • 44.15 Medizinische Grundversorgung
  • ddc:610
Beschreibung:
  • In Deutschland repräsentieren Personen mit Migrantenhintergrund derzeit ca. 18 % der Gesamtbevölkerung. Diese heterogene Gruppe stellt eine neue Herausforderung an das deutsche Gesundheitssystem, da sich aus deren individuellen Historie spezifische Gesundheitsrisiken ergeben können. Diese Patienten bringen aus den Kulturkreisen Ihrer Heimatländer eigene Vorstellungen und Verhaltensstrukturen mit, die u.a. zu Kommunikationsproblemen und differierenden Krankheitskonzepten im Vergleich zu Patienten aus Mitteleuropa führen. In der medizinischen Versorgung – u.a. in der Allgemeinarztpraxis – ist es entscheidend, die spezifischen Krankheitsbilder und -wahrnehmungen zu kennen und zu berücksichtigen, um eine angemessene medizinische Versorgung gewährleisten zu können. In den bisherigen Betrachtungen und Studien wurden insbesondere Patienten aus den gängigen Herkunftsländern Europas oder z.B. der Türkei berücksichtigt. Detailliertere Untersuchungen zu Migranten aus dem Mittleren Osten lagen bisher kaum vor. Ziel der vorliegenden Untersuchung war es, die spezifischen Wahrnehmungen aus dem Lebensalltag – Krankheistbilder, Krankheitsvorstellungen, Behandlungserwartungen – von Mitbürgern aus Indien, Pakistan und Afghanistan für detaillierter darzustellen. Gleichzeitig erfolgte ein Vergleich zwischen den einzelnen Nationalitäten. Als Datenbasis wurden Patienten aus den genannten diesen Ländern mittels Fragebogentechnik interviewt, die seit ca. 1960 bis heute aus unterschiedlichen Gründen nach Deutschland immigriert sind, im Großraum Köln leben und einen Teil der deutschen Gesellschaft bilden. Für die einzelnen Herkunftsländern wurden jeweils ca. 150 Patienten aus 3 Allgemeinarztpraxen berücksichtigt. Neben persönlichen Daten wurden u.a. Parameter zum soziodemographischen Hintergrund, dem gesundheitlichen Zustand und der zur subjektiven Lebenszufriedenheit erfasst. Anschließend wurden die Daten statistisch ausgewertet. Die Auswertung der erfassten Daten zeigte, dass Männer aus dem Mittleren Osten grundsätzlich nach eigenen Angaben eine bessere gesundheitliche Lage aufweisen als Frauen. Als wesentliche Faktoren, die sich eindeutig auf die Gesundheit von Migranten auswirken, konnten insbesondere die Schul- und Berufsbildung sowie die Berufsausübung gefunden werden. Je besser die Ausbildung ist bzw. eine qualifizierte Berufstätigkeit vorliegt, desto besser ist auch die gesundheitliche Situation der Migranten. Dieses Aussage konnte u.a. anhand des Medikamentenkonsums, der Anzahl der angegebenen Beschwerden und der Anzahl der angegebenen Krankheiten verifiziert werden. Dagegen konnte kein Zusammenhang zwischen dem Aufenthaltsstatus – und damit wohl auch der Aufenthaltsdauer – und dem Gesundheitsstatus beobachtet werden. Diese anhand der Patienten aus dem Raum Köln ermittelte Aussage steht im Widerspruch zu der Untersuchung von Rahimzei 2007, der diese Faktoren als ausschlaggebend für den Gesundheitsstatus herausstellte. Bei einem Vergleich der in dieser Studie berücksichtigten Herkunftsländer konnte schließlich gezeigt werden, dass deutliche Unterschiede zwischen den Nationalitäten hinsichtlich der Krankheitsbilder und -wahrnehmung bestehen. So stuften Pakistani ihren Gesundheitsstatus regelmäßig besser ein als Afghanen oder Inder. Als Gründe für dieses Phänomen können z.B. eine besser Integration bzw. eine größere Akzeptanz der in Deutschland vorgefundenen Faktoren oder auch eine größere Nähe Pakistans an westliche Werte und Traditionen an die mitteleuropäische Kultur gesehen werden. Eine weitere mögliche Ursache könnte sein, dass Pakistan und Deutschland traditionell enge politische, wirtschaftliche kulturelle Beziehungen pflegen, wodurch bereits im Heimatland eine positive Einstellung zu Deutschland entsteht. Der wichtigste Faktor für die gesundheitliche Selbsteinschätzung ist das psychische Wohlbefinden von Migranten. Durch positives Einwirken auf diesen Umstand kann damit die Integration in die Gesellschaft wesentlich beeinflusst werden.
Lizenzen:
  • http://purl.org/coar/access_right/c_abf2
  • info:eu-repo/semantics/openAccess
  • No license
Quellsystem:
E-Dissertationen der UHH

Interne Metadaten
Quelldatensatz
oai:ediss.sub.uni-hamburg.de:ediss/2403