Subjektives Wichtigkeitserleben des Behandlungsangebots und des stationären Settings auf einer Psychotherapiestation für Patienten mit Persönlichkeits- und Belastungsstörungen
Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky
Erscheinungsjahr:
2006
Medientyp:
Text
Schlagworte:
Stationäre Psychotherapie
subjektives Behandlungserleben
Behandlungserfolg
Stationserfahrungsbogen
610 Medizin, Gesundheit
44.91 Psychiatrie, Psychopathologie
Klinische Psychotherapie
ddc:610
Klinische Psychotherapie
Beschreibung:
Hintergrund: In dieser Studie mit prospektiv-naturalistische Design wird das subjektive Wichtigkeitserleben des Behandlungsangebots und des stationären Settings von 54 Patienten auf einer psychiatrisch- psychotherapeutischen Station untersucht. Im Rahmen der Untersuchung wird mit dem eigens konstruierten „Inventar zur Erfassung des subjektiven Wichtigkeitserleben von Therapieangeboten“ (ISW) und mit dem „Stationserfahrungsbogen“ (SEB) erhoben, inwieweit Patienten mit unterschiedlichem Behandlungserfolg das stationäre Setting und das Behandlungsangebot verschieden erleben. Methoden: Die Patienten werden in die Gruppen „eher höherer Behandlungserfolg“ und eher niedrigerer Behandlungserfolg“ unterteilt und diese zu den Zeitpunkten Therapie-Mitte und Therapie-Ende verglichen bzw. der Referenzgruppe aus dem SEB-Manual gegenübergestellt. Die Einschätzung das Behandlungserfolgs erfolgt über Patientenwerte aus den Instrumenten SCL-K-9 [Kurzform der SCL-90-R (Klaghofer R. und Brähler E. 2001)], BDI [Beck-Depressions-Inventar (Hautzinger M. et al. 1995)], und IIP-D [Inventar zur Erfassung interpersonaler Probleme (Horowitz L.M. et al. 1994)]. Die Auswertung erfolgt über Varianzanalysen und t-tests. Zur Interpretation werden Effektstärken (eta² , d) verwendet. Ergebnisse: Das Erleben bzw. die Bewertungen fallen hauptsächlich positiv aus. Aufgrund der heterogenen Mischung von empirisch belegbaren Effekten scheint das Erleben des Stationssettings aber nicht generell über den jeweiligen Behandlungserfolg vorhersagbar zu sein. Es kann aber davon ausgegangen werden, dass die Patientengruppen Teilaspekte des Settings (vor allem die „Gruppenprozesse“ zwischen den Patienten, sowie ihre eigene „Selbstwirksamkeit“) verschieden erleben und auch unterschiedlich davon profitieren. Limitation: Eine Referenzgruppe für das ISW fehlt. Durch die missing data und die Verweigerer sind wahrscheinlich die Ergebnisse von gerade den Patienten, die Vorbehalt gegenüber dem Setting oder den Befragungen hatten, nicht in die Studie integriert. Die Ergebnisse können nicht auf andere psychiatrische Stationen generalisiert werden aufgrund dem differenzierten und speziellen Behandlungsansatzes der PS1. Schlussfolgerung: Das Therapieangebot der Station kommt den Patienten entgegen. Die Gruppenprozesse zwischen den Patienten scheinen einen wichtigen Aspekt darzustellen, da besonders Patienten mit Behandlungserfolg davon profitieren können. Die Erweiterung eines allgemeinen Instruments wie des SEB um ein stationsspezifisches wie dem ISW scheint sinnvoll, da sonst Besonderheiten übersehen werden.