Qualitative Untersuchung zur Rolle häuslicher Gewalt in der allgemeinmedizinischen Praxis
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Qualitative Untersuchung zur Rolle häuslicher Gewalt in der allgemeinmedizinischen Praxis
Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky
Erscheinungsjahr:
2007
Medientyp:
Text
Schlagworte:
Gewalt im sozialen Nahrraum
Gewalt gegen Frauen
Rechtsmedizin
Allgemeinmedizin
domestic violence
610 Medizin, Gesundheit
44.62 Allgemeinmedizin
44.72 Rechtsmedizin
Häusliche Gewalt
Hausarzt
Qualitative Daten
Qualitative Methode
Qualitative Sozialforschung
ddc:610
Häusliche Gewalt
Hausarzt
Qualitative Daten
Qualitative Methode
Qualitative Sozialforschung
Beschreibung:
„Häusliche Gewalt“ stellt auch in Deutschland ein gesellschaftliches und gesundheitliches Problem dar. Die meisten Betroffenen haben in der Folge Kontakt zu hausärztlich tätigen Ärzten. In der vorliegenden Arbeit wurden mittels qualitativer Forschungsmethoden der Kenntnisstand der Ärzte und die subjektiv-ärztlichen Alltagsrelevanz untersucht, um hieraus Bedarfe und Perspektiven abzuleiten. Hierzu wurden problemzentrierte, leitfadenorientierte Interviews mit 19 Hausärzten durchgeführt (Sättigungsprozess). Die möglichen Dimensionen physischer, psychischer, sexualisierter, sozialer und ökonomi-scher Gewalt waren unterschiedlich stark bekannt. Ebenso unterscheidet sich die wahrgenommene Alltagsrelevanz um einen Faktor von etwa 20. Beschwer-debilder mit möglichem psychosomatischen Hintergrund spielen eine beson-dere Rolle. Hindernisse bei der Ansprache des Problems können organisato-rischer Form sein oder individuell bedingt auf Seiten des Arztes oder des Patienten liegen. Hierbei bestehen auf Seite der Ärzte deutliche Unsicherheiten bei einer offenen Ansprache der Thematik im Verdachtsfall. Es zeigten sich große interindividuelle Unterschiede in den Fragen der „Zuständigkeit“, eines aktiven oder passiven Rollenverständnisses (Akteur oder Vermittler) und der Option einer medikamentösen Behandlung der Betroffenen. In den Erfahrungen zur Kooperation mit anderen Professionellen und Beratungsstellen überwogen negative Erfahrungen. Hintergründe hierfür scheinen häufig mangelnde Informationen und Rückkopplungen zu sein. Die Präsenz der Thematik in der hausärztlichen Praxis könnte durch das Einführen von Screeningfragen oder einer standardisierten Anamnese erhöht werden. Die Grundlagen hierfür sollten bereits im Rahmen der Ausbildung gelegt werden. Hierdurch könnte die Häufigkeit subjektiv-positiver Erfahrungen im Umgang mit Betroffenen erhöht und damit eine Verfestigung der Thematik erreicht werden. Starke interindividu-elle Schwankungen zwischen den befragten Ärzten lassen jedoch allgemeingül-tige Handlungsperspektiven ungeeignet erscheinen. Vielmehr müssen hier sowohl primär agierende als auch vermittelnde Rollen zugelassen werden. Der Wissensstand über und die Kooperation mit Beratungsstellen ist weiter zu verbessern, wobei koordinierende Anlaufstellen wünschenswert erscheinen.