Seit Veröffentlichung der Nationalen Bildungsstandards ist die Frage nach einer Konzeptualisierung, Modellierung, Messung und Förderung von Bewertungskompetenz verstärkt in den Fokus fachdidaktischer Forschung gerückt. Die Bildungsstandards für die Naturwissenschaften Biologie, Chemie und Physik weisen dem Bewerten, Urteilen und Entscheiden als Fähigkeiten von Schülern einen eigenen Kompetenzbereich Bewertung zu. Bezieht man Bewertung nicht auf fachliche Fragen, sondern versteht das Bewerten überfachlich, dann sind neben naturwissenschaftlichen auch politische, ökonomische, ethische, moralische und gesellschaftliche Aspekte berührt. Der Beitrag gibt Einblicke in Bezugstheorien, die substanziell für Forschung zu Bewertungskompetenz sind. So wurden auf Basis psychologischer, moralphilosophischer und soziologischer Theorien Modelle bzw. Ansätze zu Bewertungskompetenz entwickelt. Sie bilden die Grundlage für empirische Kompetenzmodellierung, Kompetenzmessung, Validierung, Diagnose und Förderung von Bewertungskompetenz. Durch systematisches Bewerten in komplexen Entscheidungssituationen, welches oftmals in soziale Praxis eingebunden ist, und dessen Reflexion kann für informiertes, begründetes individuelles und gesellschaftliches Handeln qualifiziert werden.