Flussseeschwalben (Sterna hirundo L.) und Stinte (Osmerus eperlanus L.) in der Elbmündung - Die einzigartige Bestandsentwicklung und Nahrungsökologie der größten deutschen Flussseeschwalbenkolonie

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Erscheinungsjahr:
2016
Medientyp:
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Beschreibung:
  • Die Flussseeschwalbenkolonie (Sterna hirundo) in den Salzwiesen des Neufelderkoog-Vorlands (Dithmarschen, Schleswig-Holstein) ist mit maximal 2.532 Brutpaaren (2005) die derzeit größte Flussseeschwalbenkolonie in Mitteleuropa. Mit einer jährlichen Schwankungsbreite von bis zu 580 Brutpaaren ist der Bestand zwischen 2005 und 2015 auf hohem Niveau stabil geblieben, während der gesamte sonstige Populationstrend im Wattenmeer negativ ist.
    Diese Brutkolonie ist jedoch nicht nur in ihrer Größe einzigartig, auch das Verhalten der Flussseeschwalben kann mit keinem anderen Standort verglichen werden. Der Brutbestand der sich sonst eher langsam ausbreitenden Art zeigte allein 2005 einen Anstieg von über 1.700 Paaren gegenüber dem Vorjahr. Die Nahrung bestand 2015 zu 98,2 % aus diesjährigen und vorjährigen Stinten (Osmerus eperlanus). Sie wurden im Nahbereich der Brutkolonie in einem verschlungenen Prielsystem gejagt, das in die Medemrinne (Seitenarm im Elbe-Ästuar) entwässert. Neben der Erholung der Stintpopulation der Elbe nach einem Bestandstief in den 1970er/1980er Jahren bieten intensiv beweidete, kurzrasige Vorländer, die teilweise mehr als einen Meter über dem mittleren Hochwasser liegen, die offensichtlich einzigartig günstigen Bedingungen als Koloniestandort.
    Die bis Ende August reichlich vorhandenen Beutefische (Stinte), in auch einer dem Kükenschnabel gerechten Größe, ließen das Phänomen zu, dass in mehreren Jahren noch Mitte bis Ende August Flussseeschwalbenküken flügge werden konnten. Dies ist nicht nur von keiner anderen Flussseeschwalbenkolonie, sondern auch keiner anderen Küstenvogelart bekannt. Es ist eine einzigartige Möglichkeit, Brutverluste über Ersatzbruten teilweise auszugleichen. Prädation von Küken und Altvögeln durch Raubsäuger (Fuchs, Mink und Hermelin) und einzelne hohe Spitzentiden mit Teilüberflutungen der Brutkolonie verringerten in den letzten Jahren den Bruterfolg erheblich.
    Rückstandsanalysen von Flussseeschwalbeneiern der Neufelder Kolonie wiesen noch 2015 die höchsten Werte für einzelne Umweltgifte (HCB, Hg und DDT) aller untersuchten Standorte im Nordseebereich auf. Die Belastungen müssen analog zum einzigen Nahrungsorganismus - dem Stint - aus der Elbe stammen.
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oai:www.edit.fis.uni-hamburg.de:publications/55ea22db-cddf-4587-a588-094f13be1cfc