Als Vigilantismus wird eine stark ausgeprägte Einstellung bezeichnet, die u.a. die Bereitschaft zu Selbstjustiz und das nachdrückliche Interesse an Kontrolle und Bestrafung bestimmter Gruppen beinhaltet. Im Zusammenhang mit öffentlichkeitswirksam dargestellten sicherheitsrelevanten Vorkommnissen sind immer wieder Äußerungen in diese Richtung zu verzeichnen.
Vigilantismus bezieht sich häufig auf Migrant*innen bzw. Angehörige von Fremdgruppen, darunter insbesondere männliche Muslime, als vermeintliche Bedrohung der öffentlichen Sicherheit.
Die Wahrnehmung von Migrant*innen als kriminell bzw. als Kriminalitätsrisiko hängt nach bislang verfügbaren Forschungsbefunden mit allgemeiner Kriminalitätsfurcht sowie Punitivität zusammen. Sie ist ferner im Falle politisch rechter Einstellungen sowie bei Vorliegen muslimfeindlicher Vorurteile häufiger zu finden.
Diese Zusammenhänge wurden anhand von Daten aus einer standardisierten Befragung einer Stichprobe der erwachsenen Wohnbevölkerung Deutschlands empirisch überprüft.
Die Erhebungen wurden im Rahmen eines studentischen Forschungsprojektes im Sommer 2023 konzipiert und durchgeführt. Mehr als 2.000 Personen nahmen an dieser Studie teil.
Zur Messung vigilanter Einstellungen wurde eine neue Skala entwickelt, die drei Aussagen mit Bezug zu Selbstjustiz, Rache und Sicherheitsbedürfnis enthält.
Im Ergebnis zeigt sich, dass 69% der Befragten glauben, die Polizei gehe nicht hart genug gegen Straftäter vor. Vigilante Einstellungen vertreten 21% bis 43% der Befragten. Die Zustimmung zu den Aussagen liegt bei Personen, die die AfD präferieren, mit 72% bis 87% deutlich darüber.
Multivariate Analysen machen darüber hinaus deutlich, dass AfD-Präferenz, Muslimfeindlichkeit, Punitivität und Kriminalitätsfurcht vigilante Einstellungen signifikant erhöhen.
Die Ergebnisse werden vor dem Hintergrund der Befürwortung von Gewalt gegen Migrant*innen sowie Abschiebeforderungen seitens des konservativen und rechten politischen Spektrums diskutiert.