Vom Unbehagen an der Vielfalt

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Autor/in:
Verlag/Körperschaft:
Verlag Bertelsmann Stiftung
Erscheinungsjahr:
2018
Medientyp:
Text
Beschreibung:
  • Der zunehmend schärfer werdende öffentliche Diskurs sowie Wahlerfolge popu-
    listischer Parteien haben die Frage aufgeworfen: Wie verbreitet sind (rechts-)
    populistische Einstellungen in der Bevölkerung und was sind das für Menschen,
    die sich mit solchen politischen Programmen identifizieren? Verschiedene empi-
    rische Analysen, vor allem aus politikwissenschaftlicher Perspektive, sind dem
    nachgegangen. In den Blick kamen auf diese Weise insbesondere sozioökonomi-
    sche Faktoren, wie ein tendenziell niedriges Haushaltseinkommen und Bildungs-
    niveau, aber auch regionale Merkmale: So ist die Neigung zu populistischen Positionen in den östlichen Bundesländern und in ländlichen Regionen verbreiteter. Neben dem Anspruch, einen vermeintlichen Volkswillen zu vertreten, und einer Antiestablishmenthaltung, ist eine ablehnende Einstellung gegenüber Vielfalt kennzeichnend für diesen (Rechts-)Populismus. Der aktuelle Regionalsurvey der Bertelsmann Stiftung – eine repräsentative Stichprobe von über 5.000 Bundesbürgern, die Anfang 2017 telefonisch zu Themenbereichen wie „Nachbarschaft“, „soziales Leben“ und „politische Einstellungen“ befragt wurden – nimmt diese antipluralistischen Haltungen in den Blick. Er liefert einen differenzierten Blick auf das Segment von Bürgerinnen und Bürgern, die eine überdurchschnittliche Affinität zu antipluralistischen Einstellungen aufweisen. Die Ergebnisse zeigen: Die Gruppe derjenigen, die Vielfalt eher skeptisch bis ablehnend gegenübersteht, ist bei Weitem nicht homogen. Deswegen ist ein gemeinsames Label für sie unangemessen. So finden sich hier einerseits Personen, die sozial etabliert und gut eingebunden sind, deswegen aber auch glauben, etwas zu verlieren zu haben.
    Diese sind vor allem aufgrund ihres konservativen Wertegerüsts gesellschaftlicher Vielfalt gegenüber skeptisch. Auf der anderen Seite stehen tief überzeugte Vertreter antipluralistischer Ansichten, die ihr Lebensumfeld überwiegend als sehr benachteiligend erleben und sozial kaum vernetzt sind. Diese Unterschiede in der Einstellung zu Vielfalt machen deutlich, dass auch der Umgang mit der populistischen Herausforderung generell differenziertere Strategien erfordert. Dazu gehört auf der einen Seite die Bereitschaft, sich auf eine offene politische Auseinandersetzung einzulassen, anstatt das Gespräch zu verweigern. Auf der anderen Seite ist eine achtsame Sozialpolitik, Stadt- und Regionalplanung gefordert, die objektive Ursachen von Benachteiligung angeht.
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  • info:eu-repo/semantics/openAccess
Quellsystem:
Forschungsinformationssystem der UHH

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Quelldatensatz
oai:www.edit.fis.uni-hamburg.de:publications/bf92dff3-c7c0-48d1-aa15-fd92bc0d83c2