Zwischen Lernort und Disputationsprobe:eine empirische Untersuchung von Advisory Panel Meetings in einem strukturierten Promotionsprogramm in der Klimaforschung
Seit etwa 25 Jahren werden in Deutschland strukturierte Promotionsprogramme etabliert. Typische Strukturen sind ein Studienprogramm, ein Kursangebot für soft skills und die Betreuung durch mehrere Ansprechpartner/-innen in Form von Advisory Panels, die die formale und fachliche Qualität des Promotionsverlaufs sicherstellen sollen. Besonders in der interdisziplinären Ausbildung junger Wissenschaftler/-innen sind solche Modelle beliebt, da sie unterschiedliche disziplinäre Perspektiven in die Betreuung integrieren können. Dieser Text möchte zur Debatte um die strukturierte Promotionsausbildung beitragen, indem erste empirische Ergebnisse einer Langzeitbeobachtung von Promotionspanels in der Klimaforschung präsentiert werden. Konkret wurden fünf Doktorand/-innen über die Dauer ihrer Promotion begleitet und insbesondere die Treffen ihrer Advisory Panel beobachtet und analysiert. Diese gestalten sich trotz der Vorgabe einer Grundstruktur seitens der Graduiertenschule in der Praxis sehr heterogen, stellen zwischen Lernort und Disputationsprobe relativ undefinierte Formate dar und werden von den Beteiligten mit unterschiedlichen Erwartungen belegt, darunter strategische und Forschungsinteressen der Betreuer/-innen. Die Heterogenität der Paneltreffen wird in zwei Dimensionen systematisiert: Einerseits dem Gesprächsverlauf, der sich zwischen beratender Reflexion und prüfender Kontrolle und Krisenintervention aufspannt. Andererseits der Beziehung zwischen Erstbetreuer/-in und Doktorand/-in, die zwischen einer engen, durch eine hohe Betreuungsfrequenz und langjährige wissenschaftliche Beziehung gekennzeichneten und einer distanzierten, durch geringe Betreuungsfrequenz charakterisierten Betreuung changiert. Durch Kreuztabellieren der zentralen Dimensionen können vier Typen von Panels identifiziert werden: Das Paneltreffen als Koalition von Betreuer/-in und Doktorand/-in gegenüber dem Panel, als Gesprächsforum eines quasi-individuell Promovierenden, als Investition in zukünftige Forschung und als erweitertes Betreuungsgespräch durch die formale Erstbetreuerin.