Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky
Erscheinungsjahr:
2005
Medientyp:
Text
Schlagworte:
Qualitative Psychotherapieforschung
Verstehende Typenbildung
Katamnese
Suizidalität
suicidology
psychotherapy
psychotherapy research
qualitative research
610 Medizin, Gesundheit
44.91 Psychiatrie, Psychopathologie
77.78 Psychoanalytische Therapie
Selbstmordgefährdung
Ambulante Psychotherapie
ddc:610
Selbstmordgefährdung
Ambulante Psychotherapie
Beschreibung:
Die vorliegende Arbeit ist aus der Forschungsgruppe "Suizidalität und Psychotherapie" des Therapie-Zentrums für Suizidgefährdete der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Zentrum für Psychosoziale Medizin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf entstanden. In einer heuristischen qualitativen Katamnesestudie wurden 20 Probanden, deren psychotherapeutische Behandlung am TZS länger als ein Jahr zurücklag nach ihrer Erinnerung in Bezug auf die Therapie und ihren Therapeuten befragt. Mittels der Methode der Verstehenden Typenbildung wurden 6 prototypische Bereiche mit einigen Unterdifferenzierungen sowie ein Sonderfall gefunden: (1) der prototypische Bereich "unerfüllt gebliebener Wunsch nach ausschließlicher Zweisamkeit" mit den Untergruppen (1a) "vorwürflich verwickelt", (1b) schwärmerisch idealsierend verbunden", (1c) "letztlich entwicklungsförderlich getrennt", (2) "dankbar abgelöst", (3) "weiterentwickelt aus konstruktiver Abgrenzung", (4) "unterworfen unter autoritäre Forderungen", (5) "basale Stütze und Schutz vor bedrohlicher Innenwelt", (6) "unglückliche Suche nach Halt und Sicherheit" mit den Unterbereichen (6a) "selbststärkende Ansprüchlichkeit" und (6b) "brüchige Stabilisierung durch Abwendung und Realitätspreisgabe" sowie den Sonderfall "unverstanden gekränktes Scheitern". In der Diskussion werden die Methodik der Verstehenden Typenbildung aus der Perspektive des Einzelforschers kritisch erörtert sowie klinisch relevante Ergebnisse der Untersuchung dargestellt. Im einzelnen werden hilfreich und weniger hilfreich erfahrene Aspekte der thera-peutischen Beziehung, das Erleben der Abstinenz und die Rolle der Beendigung der Behandlung beschrieben. Die gefundenen prototypischen Bereiche lassen sich als Modi der Gestaltung und Aufrechterhaltung therapeutischer Beziehungen in einer kritischen Lebenssituation verstehen. Die Ergebnisse können den Therapieansatz des TZS stützen und heben die Notwendigkeit eines differenziellen Psychotherapieangebotes für Menschen in suizidalen Krisen hervor.