Erste Ergebnisse der repräsentativen MOTRA-Befragung "Menschen in Deutschland" 2025 (MiD 2025). Subjektive Wahrnehmungen gesellschaftlicher Entwicklungen und Zustände sowie diesbezügliche Trends in Deutschland seit 2021.
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- Universität Hamburg
- Erscheinungsjahr:
- 2025
- Medientyp:
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- Schlagworte:
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- MOTRA
- political extremism
- survey
- Germany
- Threat perception
- political trust
- conspiracy theory
- political motivated violence
- Germany
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Die repräsentative Bevölkerungsumfrage „Menschen in Deutschland“ (MiD) wird von der Universität Hamburg (UHH) im Rahmen des seit 2019 existierenden bundesweiten Forschungsverbundes MOTRA durchgeführt. DSeit 2025 befindet sich MOTRA in seiner zweiten Förderphase. Seitdem wird die Studie MiD durch das Institut für Kriminologie an der Fakultät für Rechtswissenschaft an der UHH in Kooperation mit dem Leibniz-Institut für Globale und Regionale Studien in Hamburg (GIGA) gemeinsam gestaltet.
In den MiD Studien werden seit 2021 regelmäßig die Einstellungen von Menschen ab 18 Jahren in Deutschland zu politischen und gesellschaftlichen Themen erhoben und deren Entwicklungen im Zeitverlauf analysiert. Dazu findet jedes Jahr im Frühsommer eine repräsentative Befragung der erwachsenen Wohnbevölkerung in Deutschland statt. Auf diesem Wege werden alljährlich über 4.000 Menschen erreicht. Mittlerweile liegen Daten von N = 21 899 Menschen vor, die von 2021 bis 2025 befragt wurden und Angaben zu ihren Erfahrungen und Einstellungen in verschiedenen Themenbereichen gemacht haben.
In diesem Beitrag werden ausgewählte Befunde der fünften Welle der MiD-Studie aus dem Jahr 2025 vorgestellt. Im Zentrum stehen dabei subjektive Wahrnehmungen gegenwärtiger gesellschaftlicher Herausforderungen und Probleme sowie damit assoziierte Besorgnisse und Wünsche. Zusätzlich wird auch auf die Verbreitung von Verschwörungstheorien sowie subjektive Bewertungen und Einschätzungen wichtiger gesellschaftlicher Entscheidungsträger sowie staatlicher und politischer Institutionen seitens der Bevölkerung eingegangen. In einem Zeitvergleich werden ferner Ergebnisse der vorherigen Erhebungswellen aus den Jahren 2021 bis 2024 aufgegriffen und erkennbare Trends bis 2025 sowie auffällige Veränderungen erläutert.
Im Jahr 2025 konnte mit der fünften Welle der Umfrage „Menschen in Deutschland“ 4 458 Menschen ab 18 Jahre erreicht und online befragt werden. Die soziodemographischen Merkmale dieser einwohnermeldeamtsbasierten Stichprobe der in Deutschland lebenden erwachsenen Bevölkerung entspricht recht gut den Strukturen, wie sie auch in der Gesamtbevölkerung zu finden sind. Die Rücklaufquote liegt in einem Bereich, der für solche Studien als üblich und insoweit zufriedenstellend bezeichnet werden kann. Die Ergebnisse auf Basis der gewichteten Daten dieser Befragung sind insoweit, wie es auch bei den vorherigen Erhebungswellen von 2021 bis 2024 der Fall war, als repräsentativ für die erwachsene Wohnbevölkerung in Deutschland anzusehen. Trendanalysen auf Basis dieser Daten sind insoweit aussagekräftig.
Im längsschnittlichen Vergleich der fünf Erhebungswellen seit 2021 lassen sich ganz eindeutig wachsende Vertrauensverluste mit Blick auf staatliche und politische Institutionen, Zunahmen von Inkompetenzzuschreibungen in Bezug auf gesellschaftliche Entscheidungsträger und steigende Besorgnisse in sehr wichtigen Politikfeldern konstatieren. Die hier seit 2021 erkennbaren Entwicklungen lassen noch keine Trendwende erkennen. Im Gegenteil, in mehreren Bereichen hat sich die Situation weiter verschärft.
Diese Entwicklungen werden begleitet von Anstiegen der subjektiven Wahrnehmung der Zurücksetzung und kollektiven, ungerechtfertigten Benachteiligungen der Eigengruppe seitens vieler Bürgerinnen und Bürger. Hier ist es zu weiteren Anstiegen der Einschätzung gekommen, dass Menschen wie man selbst von staatlichen Institutionen schlecht behandelt, benachteiligt und mit ihren Sorgen und Nöten nicht ernst genommen werden.
Darüber hinaus ist ein beträchtliches Niveau der der Akzeptanz von Verschwörungserzählungen zu erkennen. Diese speisen Misstrauen in staatliche Institutionen und vermehren die Schwierigkeiten, rationale Debatten über gesellschaftliche Probleme und differenzierte Ansätze zu ihrer Lösung angemessen führen zu können. Diese Entwicklungen haben sich 2025 weiter fortgesetzt.
In der Summe ist auch im Jahr 2025 weiterhin eine höchst brisante Gemengelage zu konstatieren, die einen ganz erheblichen und thematisch umfassenden Legitimationsverlust der aktuellen Politik und wichtiger Entscheidungsträger bei großen Teilen der Bevölkerung indiziert.
Die Beobachtungen der Befragten in deren eigenen Lebensumfeldern verweisen im Einklang damit auf Symptome eines reduzierten gesellschaftlichen Zusammenhalts und wachsender Radikalisierung in unterschiedlichen ideologischen Bereichen. Subjektive Gefühle der Bedrohung durch politisch motivierte Gewalt in der eigenen Gemeinde oder Stadt haben gleichfalls zugenommen. Dabei spielen islamistische und rechtsextreme Formen der politisch motivierten Gewalt 2025 die entscheidende Rolle. Sorgen wegen linksextremer Gewalt existieren in der Bevölkerung zwar auch und sollten nicht ignoriert werden, diese bewegen sich allerdings auf deutlich niedrigerem Niveau.
Insgesamt zeichnet sich der Fortbestand einer gesellschaftlichen Situation ab, die aus theoretischer Sicht mit der Gefahr verbunden ist, dass sich in wachsendem Maße ein Nährboden für autoritäre populistische Agitationsbemühungen ausbreiten könnte. Weitere Beobachtungen in diesem Feld wie auch Analysen der treibenden Kräfte sind insofern notwendig, um ggfs. Änderungen von Phänomenen in Ausprägung, Form oder den insoweit relevanten Risikogruppen früh erkennen zu können.
Insbesondere vor dem Hintergrund der hohen Dynamik auch internationaler Entwicklungen mit zum Teil erheblichen Ausstrahlungswirkungen nach Deutschland sind hier vermutlich auch weiterhin sehr schnelle Veränderungen möglich. Das legt nahe, im weiteren Fortgang des Monitorings diesen internationalen Entwicklungen und ihren Wahrnehmungen durch die Menschen in Deutschland eine besondere Aufmerksamkeit zu widmen und diese einzubeziehen. Innerhalb von MOTRA wird dieser Aspekt vor allem durch die Fortführung der Studie „Menschen in Deutschland: International“ (MiDInt) geschehen, die ebenfalls in Kooperation der UHH und des GIGA seit 2022 umgesetzt und in der zweiten Förderphase von MOTRA eng mit der Studie Menschen in Deutschland (MiD) verzahnt wird.
- Zitation dieser online Publikation: Wetzels, P., Farren, D., Brettfeld, K., Fischer, J.M.K. & Endtricht, R. (2025). Erste Ergebnisse der repräsentativen MOTRA-Befragung "Menschen in Deutschland" 2025 (MiD 2025). Subjektive Wahrnehmungen gesellschaftlicher Entwicklungen und Zustände sowie diesbezügliche Trends seit 2021. Hamburg: Universität Hamburg. https://doi.org/10.25592/uhhfdm.18053 Der Text ist online auch direkt verfügbar unter: https://www.mid.uni-hamburg.de/ergebnisse.html
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- oai:fdr.uni-hamburg.de:18053