Der Beitrag vergleicht Urteile von Schülerinnen und Schülern sowie Lehrkräften im Sportunterricht hinsichtlich der Klassenführung und des Unterrichtsklimas, wobei letzteres durch Lehrer-Schüler und Schüler-Schüler-Beziehungen erfasst wird. Es werden somit Basisdimensionen der Unterrichtsqualität fokussiert, die sich als bedeutsam für die affektiv-motivationale Entwicklung der Lernenden erwiesen haben. Es wird untersucht, inwieweit die Urteile der Perspektiven zusammenhängen, inwieweit aus den Perspektiven affektiv-motivationale Variablen der Lernenden vorhergesagt werden können und inwieweit die Perspektiven eine eigene Spezifität aufweisen. Dafür wurden 2336 Schülerinnen und Schüler und ihre 116 Sportlehrkräfte schriftlich befragt, zwölf der Lehrkräfte wurden zusätzlich leitfadengestützt interviewt. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass Lernenden und Lehrkrafturteile mit durchschnittlich mittlerer Effektstärke zusammenhängen. Affektiv-motivationale Variablen lassen sich aus Schülerinnen- und Schülerurteilen zur Klassenführung besser vorhersagen. Hingegen sind die Lehrkrafturteile geeigneter, wenn die Schüler-Schüler-Beziehungen die Kriterien vorhersagen. Während die jeweils andere Perspektive hier zu keiner weiteren Varianzaufklärung beiträgt, tragen beide spezifisch dazu bei, wenn die affektiv-motivationalen Variablen durch die Lehrer-Schüler-Beziehungen vorhergesagt werden. Die qualitativen Befunde weisen vertiefend darauf hin, dass die Spezifität der Lehrkrafturteile durch divergente Referenzrahmen, einen besonderen Stellenwert von Regeln und Ritualen und der Berücksichtigung spezifischer Subgruppen gekennzeichnet ist. Der Beitrag trägt insgesamt zu einem besseren Verständnis der Perspektivspezifität auf Unterrichtsmerkmale bei.