Ataxie, Chorea, Diabetes insipidus und diverse Antikörper, eine ungewöhnliche Manifestation einer Erdheim-Chester-Erkrankung

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Erscheinungsjahr:
2018
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  • Hintergrund: Die Erdheim-Chester-Erkrankung ist eine seltene nicht-Langerhanszell-Histiozytose, charakterisiert durch xanthomatöse Infiltration des Gewebes durch CD68+, CD1a-, S100- Histiozyten mit circa 500–600 beschriebenen Fällen weltweit. Bei circa 56% der Patienten ist das zentrale Nervensystem involviert. Die häufigsten neurologischen Symptome sind dabei Diabetes insipidus, Sehstörungen, Ataxie und Dysarthrie. Eine Assoziation mit Antikörpern wie GAD65-AK, Ca-Kanal-AK (VGCC) oder ACH-Rez-AK ist nicht bekannt. An nicht-neurologischen Symptomen werden bei 74%–90% der Patienten Knochen-Veränderungen beschrieben. Zur Diagnosestellung ist eine Biopsie des betroffenen Gewebes notwendig, wobei bei 50% - 70% der Patienten eine BRAFV600E Mutation nachgewiesen wurde. Therapeutische Ansätze mit Cortison, zytotoxischen Substanzen und Stammzelltransplantationen zeigten nur einen eingeschränkten Erfolg. Einen besseren Effekt hatten Therapien mit Interferon-α und Infliximab sowie BRAF Inhibitoren bei nachgewiesener BRAFV600E Mutation. Ziele: Wir beschreiben den Fall einer 79 jährigen Patientin mit einem langsam, progredienten, komplexen neurologischen Syndrom mit Ataxie, Chorea und Diabetes insipidus mit Nachweis von diversen autoimmunen-AK auf der Grundlage einer ungewöhnlichen Manifestation einer Erdheim Chester Erkrankung. Methoden: Wir beschreiben den Fall einer bei Diagnosestellung 79jährigen Patientin mit einem, langsam progredienten, komplexen, neurologischen Syndrom, bei der die Diagnose im Verlauf mehrfach revidiert wurde. Sie stellte sich initial 9 Jahre vor Diagnosestellung mit einer progredient zunehmenden Dysarthrie bei vorbestehendem Diabetes insipidus in unserer Klinik vor, bei positiven ACH-Rez-AK wurde zunächst der Verdacht auf eine Myasthenes Syndrom gestellt. Sukzessive entwickelte die Patientin ein zerebelläres Syndrom mit im Vordergrund stehender Ataxie. Bei nachgewiesenen Ca-Kanal-Antikörpern (N/PQ-Typ) wurde das Myasthene Syndrom als ein Lambert Eaton-Syndrom eingeordnet. Fluktuierend fanden sich desweiteren GAD65-AK, deren neurologische Relevanz nicht sicher eingeordnet werden konnte. In PET-CT Untersuchungen ergab sich kein Anhalt für eine maligne Grunderkrankung, allein stoffwechselaktive Prozesse parasternal, in denen bioptisch einzig xanthomatöse Zellen nachgewiesen werden konnten. Unter einer immunsuppressiven Therapie mit Cortison, Plasmapherese, Rituximab und 3,4-Diaminopyridin kam es zu keiner Besserung der Symptomatik. Die Patientin entwickelte 8 Jahre nach Erstvorstellung zusätzlich zur vorbestehenden Symptomatik eine choreatiforme Bewegungsstörung, welche zu einer weiteren deutlichen funktionellen Einschränkung führte. Es erfolgte eine diagnostische Reevaluierung. Im cMRT zeigte sich zu diesem Zeitpunkt der Ncl. dentatus beidseits auffällig in SWI und FLAIR , im Nativ-Röntgen der Beine ausgeprägte flaue, diametaphysäre Markraumsklerosierungen beider distaler Femura & proximaler Tibiae. Die Pat. wies nun zusätzliche Hautveränderungen insbesondere im Bereich der Wangenknochen beidseits auf. Anhand einer Knochenbiopsie konnte letztendlich die Diagnose einer Erdheim-Chester-Erkrankung gestellt werden. Schlussfolgerungen: In der Literatur werden keine erhöhten Antikörper wie Ach-Rez-AK, GAD65-AK oder Ca-Kanal-AK bei Patienten mit gesicherter Erdheim-Chester Erkrankung beschrieben. Wir interpretierten die bei unserer Patientin nachgewiesenen Antikörper am ehesten als Epi-Phänomen, im Verlauf waren die GAD65-AK und Ca-Kanal-Antikörpern vom PQ-Typ nicht mehr nachweisbar nach erfolgter immunsuppressiver Therapie. Zusammenfassend sollte bei Patienten mit unklarem cerebellären Syndrom, insbesondere bei gleichzeitig bestehendem Diabetes insipidus und Knochenveränderungen, welche sich durch Knochenschmerzen manifestieren können, auch an die seltene Differentialdiagnose einer Erdheim Chester-Erkrankung gedacht werden. Nachgewiesene Autoantikörper wie Ach-Rez-AK, GAD65-AK oder Ca-Kanal-AK sind dabei kein Ausschlusskriterium für eine Erdheim-Chester-Erkrankung. Die Differenzierung spielt eine erhebliche therapeutische Rolle, da die Erdheim Chester Erkrankung auf konventionelle, immunmodulatorische Therapeutika nicht anspricht.
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